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Nachrichten 2024:
6/2024:
Mannheim im Fokus des europäischen Bahnverkehrs - Fehlplanungen vermeiden!
Das folgende Schreiben mit Informationen und
Forderungen wurden von GESBIM Ende Mai/Anfang Juni 2024 an Politiker
und Gremien auf Bundes-, Länder- und regionaler Ebene verschickt,
zusammen mit einer Präsentation, die die aktuelle Lage und zukünftige Alternativen ausführlich beleuchtete.
Zitat Anfang:
"Im
Schieneninfrastrukturprojekt Zielnetz I des BVWP 2030 im
europäischen Kontext von nationaler Bedeutung werden derzeit
die Weichen gestellt für eine volkswirtschaftlich teure
Planung aufgrund von Kurzsichtigkeit und überholten
Anforderungen.
Bitte unterstützen
Sie eine weitsichtige, nachhaltige Planung, die die Belange
der Zukunft berücksichtigt für ein starkes Europa, den
Klimaschutz in Deutschland, einen starken Wirtschaftsstandort
Verband Region Rhein-Neckar und für die Zukunft der Menschen
in der Metropolregion. Damit verbunden ist die Steigerung der
Lebensqualität in Mannheim, die uns verständlicherweise auch
wichtig ist.
Einleitung
Mannheim liegt an der wichtigsten europäischen
Nord-Süd-Bahnverbindung Europas und bildet mit den umliegenden
Städten und Gemeinden ein Ballungszentrum von über einer
halben Million Einwohner. Die Strecke, zwischen den
Niederlanden und Italien, ist einer der kritischsten Engpässe.
Zwischen Frankfurt und Karlsruhe werden zweigleisige
Neubaustrecken geplant, um diese Engpässe aufzulösen - nur im
Knoten Mannheim nicht.
Wie bekannt, liegen die Planungen der DB für den Nordabschnitt
(Frankfurt bis Mannheim-Waldhof) um einige Jahre vor denen des
Südabschnitts (Mannheim-Waldhof bis Karlsruhe). Im
Nordabschnitt ist zwischen Lorsch und Mannheim ein rund 15 km langer bergmännischer Tunnel
unter gering besiedeltem Gebiet geplant, der nördlich von
Mannheim auftauchen soll. Für den Südabschnitt ist noch keine
Vorzugsvariante entschieden. Neben verschiedenen
Tunnelvarianten ist auch die "Nichts-bauen-Alternative" (keine
zusätzlichen Gleise, nur zweigleisiger Ausbau der östlichen
Riedbahn) im Gespräch.
Argumente für eine langfristige
Schieneninfrastrukturplanung
1. Zeithorizont: Zwischen Genehmigung und
Inbetriebnahme liegt üblicherweise deutlich mehr als ein
Jahrzehnt. Langfristig wirksame Bausteine der Verkehrswende
müssen daher langfristig geplant werden.
2. Güterverkehr: Mit der aktuellen Planung (ohne zwei
zusätzliche Gleise in Mannheim) ist der Knoten Mannheim
bereits mit der Prognose 2030+ mit knapp 300 Güterzügen mitten
durch das Stadtgebiet nahezu ausgelastet. Dies widerspricht u.
a. dem Ziel der Bundesregierung, den Schienengüterverkehr
deutlich zu steigern (*).
3. Personennahverkehr: Allein Mannheim (ohne
Ludwigshafen und Heidelberg) hat täglich ca. 140 000
Einpendler aus dem Umland und ca. 70 000 Auspendler, wovon
heute gute zwei Drittel den PKW nutzen. Für die Verkehrswende
wird hierfür ein 15-min-Takt auf den beiden
Nord-Süd-Bestandsstrecken gefordert, zu Spitzenzeiten auch
mehr. Dies ist im Bedarfsplan 2030+ nicht berücksichtigt.
4. Gefahrgut: Die Bestandsstrecken in Mannheim laufen
in erheblichen Teilen auf Brücken bzw. auf Dämmen. Es scheint
keine gute Idee zu sein, eine künftig hochbeanspruchte
Güterstrecke oberirdisch durch ein Ballungsgebiet zu führen,
in dem die Häuser teilweise sehr nah an den Gleisen stehen.
5. Städtebau/Lärmschutz/Hitzeschutz: In Mannheim waren
laut EBA-Lärmaktionsplan von 2015 111 000 Menschen vom
Bahnlärm betroffen (**). Laut DB-Planung im Norden Mannheims
sind Lärmschutzwände von bis zu 6 m Höhe vorgesehen, die immer
noch nicht alle Schutzfälle lösen (***). Im Süden sind
teilweise auf Dammlage 4 m Höhe vorgesehen. Städtebaulich darf
man dieses Konzept als Katastrophe bezeichnen, so unsere
Meinung. Dazu kommt, dass Mannheim die heißeste Großstadt
Deutschlands ist, und Bemühungen der Stadtverwaltung,
"Klimaschneisen" offener Flächen von der Peripherie ins
Zentrum zu erhalten, auf denen die Thermik kühlere Bodenluft
aus dem Umland ungestört ansaugen kann, durch solch hohe Wände
natürlich konterkariert werden.
Forderungen
ad 1) Eine langfristige Planung über das Jahr 2040 hinaus
ad 2 bis 5) Zwei zusätzliche Gleise durch Mannheim; die Bauten
auf dem Nordabschnitt müssen kostenneutral kompatibel sein mit
einer Tunnelvariante im Südabschnitt/Zentrum; kein
Planfeststellungsantrag im Norden Mannheims vor Beschluss
eines Gesamtkonzepts für den Knoten Mannheim
ad 3) Der regionale Ausbau des ÖSPNV für die
Verkehrswende/Klimawende ist heute (!) mit einzuplanen.
ad 5) Klimafolgenminderung, Erhalt der städtebaulichen
Qualität und Gesundheitsschutz für die Anlieger sind als
selbständige Werte zu berücksichtigen. Mannheimer sind nicht
Bürger zweiter Klasse.
ad (***) Wir fordern eine statistisch gesicherte
Überprüfungsmessung zur Validierung der
Lärmimmissions-Berechnungsprogramme der DB mit dem aktuellen
Güterwaggon-Mix auf deutschen Strecken. Diese soll von einer
neutralen Stelle überprüft werden.
(*)
Dies wird u. a. durch die Zunahme des Kombiverkehrs
Schiene/LKW möglich. Laut FAZ vom 21.5.24 wird allein die
Firma "Cargobeamer" mit 90 Mio. Euro vom deutschen
Eisenbahn-Bundesamt und dem Schweizer Bundesamt für Verkehr
gefördert. Es ist also Bewegung in der technischen Entwicklung
vorhanden.
(**) nachts mit Grenze 45 dB(A).
(***) Wir glauben, dass die DB Zuglärmbelastungen an der
Strecke mit realitätsfernen Zahlen berechnet. Unseres
Erachtens wird die Lärmminderungswirkung von Verbundbremsen
durch viele Flachstellen mehr als ausgeglichen, sodass der
unserer Information nach verwendete Bonus (ca. 3,8 dB(A)) grob
falsch ist."
Zitat Ende
Hier können Sie Sachlage, Planungen und Alternativen im Detail nachlesen.
5/2024:
Stadt Mannheim fordert Tunnel-Lösung für Güterzüge
Die Stadt Mannheim konkretisierte ihre Forderungen zu einer
wirtschaftlich nachhaltigen, menschen- und umweltverträglichen Lösung für die
Streckenführung der Züge durch die Stadt.
Zwei Artikel dazu wurden im Mannheimer Morgen vom 29.5.2024 veröffentlicht: Stadt will Tunnel zum Rangierbahnhof und Stadt geht auf Konfrontationskurs mit Bahn und Fahrlachtunnel .
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